Unterrichtstypen

Unterrichtstypen: 14.12.05
- Vor/Nachmachunterricht ( wir haben ihn Ajanta genannt)
- Experimentierunterricht
- Wahrnehmungsunterricht


„Ajanta“ bezeichnet in unserem Seminar ab jetzt den Unterrichtstyp, der vom Lernenden nur das Nachmachen verlangt. Der Lerneffekt ohne zu wissen was man da eigentlich lernt/sagt, ist wohl als nicht sehr hoch einzustufen. Dem Schüler wird der Lernstoff von derLehrkraft vorgekaut, in kleinen Häppchen serviert und dann wieder abgefragt. Eigenes Wahrnehmen, Denken, Experimentieren wird hier nicht angefragt. Dieser Unterrichtstyp führt schnell zu unmotivierten Schülern und Studenten. Wir Studenten haben diesen Unterrichtstyp sicher alle zur Genüge kennen gelernt in unserer eigenen Schulzeit. Und sicher resultiert ein großer Teil der Motivationslosigkeit und des Lernfrustes noch daher. Aber auch in der Uni ist dieser Typ doch immer noch der Gängigste.
Das dieser Unterrichtstyp abzulösen ist, wurde deutlich. Denn das selbst experimentieren, erfragen ,hinterfragen, wahrnehmen weckt ja die eigene Neugier mehr Wissen und Lernen zu wollen. Das leuchtet mir komplett ein, doch…. Nachdem ich nun so lange im alten „ Ajanta-unterrichtsstil unterrichtet wurde merke ich als Lehrende, wie schnell ich beim eigenen unterrichten da wieder hinkomme. Selbst vorkaue, abfrage….. O. K. eventuell überlegt man sich kleine Variationen, denn….man will es ja besser machen…. Doch wollen wir ehrlich sein: Der große Durchbruch ist das ja wohl noch lange nicht. Heißt das also; noch viele Schmidtsche Seminare besuchen. Ist ja o.k.; doch mindestens genauso wichtig wäre es doch, wenn auch andere Uns- Studies Unterrichtende die Unterrichtstypen zur Wahrnehmung und Experimentieren anwenden würden. Denn auch und gerade dann würde die Theorie doch mit der Praxis verschmelzen… eine alte Forderung, aber eben immer noch zu erfüllen!

Eine Frage schließt sich für mich an: Wie kann ich Lernzielkontrollen durchführen, die ja noch immer gefordert werden.? Mich würde es interessieren mehr über die „ neuen“ Unterrichtstypen und ihren schulpraktische Umsetzung zu erfahren. Hoffentlich bringt unser Seminarleiter noch ein paar Infos dazu.
ladewigm - 13. Jan, 00:10

„neue“ Unterrichtstypen ???

Ich frage mich eigentlich das Gleiche. Ich will meinen Schülern auch keinen lehrerorientierten Unterricht mit Vor- und Nachmachen zumuten. Aber wie geht es ganz genau anders? Mit Experimentieren und Wahrnehmen durch die Schüler? Ist es das schon? Wie sieht so ein Ideal-Unterricht à la Schmid aus?
Ich glaube, das Problem liegt auf der Hand: wir haben den lehrerorientierten Unterricht in unserer Schulzeit als einzig wahre Form kennengelernt und ihn gelebt. An der Uni gestalten sich die Seminare ähnlich: dozentenorientiert. Wie sollen wir denn nun die neuen Formen an der Schule vorleben, wenn wir nirgends eine Chance bekommen, diese kennenzulernen bzw. selbst zu erfahren. So ist es doch überhaupt nicht verwunderlich, wenn wir uns so verhalten, wie wir es kennengelernt haben. Das gibt uns doch schließlich ein Stück Sicherheit, oder nicht? Das, was man nicht kennt, bleibt wahrscheinlich vergessen in der Ecke liegen...

Gruss
Martina

WoSa - 15. Jan, 19:54

Unterricht vs. Seminar?

Liebe Dajaan! Liebe Studierende!

Die Frage nach den kreativen, wahrnehmungsfördernden, hirngerechten und experimentellen Seminaren an der Uni halte ich für sehr berechtigt und wichtig! Auf den ersten Blick lässt sich vermuten, das in der Tat kaum solche - und von den zukünftigen Lehrern zu erwartenden -Seminare angeboten werden. Warum ist das so? Eine leichte und wahrscheinlich recht "dünne" Erklärung ist: Eine Vorlesung für Erwachsene ist eben kein Unterricht für Kinder!
In einer Vorlesung werden Informationen vermittelt an Menschen, die aufgrund Ihrer Schul- (und sonstiger ) Bildung in der Lage sind, diese Informationen (seien sie auch noch so ungeordnet und verwirrend) zu verarbeiten. Diese Kompetenz der Informationsverarbeitung fehlt den Kindern in der Schule und deshalb muss ein Unterricht ganz anderen Kriterien genügen.
STOP
Diese Erklärung hält nicht lange stand.
Jeder Lehrende - egal in welcher Lehreinrichtung - hat die Pflicht oder sollte den Anspruch haben, die zu vermittelnden Informationen so zu verpacken, dass diese beim zu Informierenden Kreativität beanspruchen (damit fördern), Interessant sind (Interesse kommt von dazwischenstehen, d.h. die Information berührt beide Informationsparteien) neu sind (damit sich das Gehirn nicht langweilt) und einen direkten Bezug haben (das heißt, der Informationsempfänger kann die Informationen im "echten" Leben gebrauchen).

Lassen Sie uns diese 4 Forderungen auf typische Aspekte des Pädagogikstudiums übertragen:
1. Sich mit den Klassikern der Pädagogik auseinander zu setzen ohne danach zu Fragen, wie die Erkenntnisse dieser Klassiker im gegenwärtigen Unterricht umzusetzen sind ist uninteressant.
2. Eine standardisierte Unterrichtsplanung (GUV) drillmäßig einzuüben und unreflektiert auf jedes Fach, jedes Thema, jede Klasse und letztendlich auf jeden Schüler anzuwenden, schafft Sicherheit - vor allem darin, dass die Unterrichtsqualität in Zukunft im unteren Qualitätsdrittel zu suchen ist. Die GUV als Kreativitätsbremse ist eine reine Prüfungsklamotte. Wer von den fertig ausgebildeten Lehrer bereitet seinen Unterricht nach diesem Schema vor? Auch die guten Lehrer - oder gerade diese- planen doch nicht ihren Unterricht nach diesem Schema. Fragen Sie mal einen Lehrerkollegen in Ihrem bevorstehen Praktikum!
3. Stetiges Wiederholen von bekannten Informationen und Lehrinhalten ist für Lernende nicht nur langweilig, sondern auch gefährlich. Wenn schon Wiederholung dann bitte mit anderen Verfahren und anderen praxisnahen Beispielen. Das gilt für Grundschüler genauso wie für Studies. Das Gehirn langweilt sich bei Wiederholungen. Mal ehrlich, ist das Erlebnis bei der Wiederholung eines guten Kinofilms wirklich so toll wie bei der Premiere?
4. Nach welchen Kriterien suchen Studies ihre Seminare aus? Behauptung: Auswahlkriterien sind 1. Wie passt es am besten in meine Terminplanung, 2. Welchen Schein brauche ich noch, damit ich mich zur Zwischen- oder Hauptprüfung melden kann, 3. Wo sind die Scheinanforderungen möglichst gering, 4. Dozent nett oder nicht, 5. was interessiert mich wirklich, 6. Das könnte ich für die Schule gebrauchen.
Ich gebe zu, in einem von finanziellen und organisatorischen Leitlinien geführten Studium sind die Kriterien 5 und 6 absoluter Luxus. Nur, sollten wir uns nicht ab und zu etwas Luxus gönnen. Man gönnt sich ja sonst nichts...
Also, wählen Sie Ihre Seminare nach den Luxuskriterien aus. Bestätigen Sie damit die Dozenten, denen es wichtig ist, Qualität zu bieten, denen es wichtig ist, zum nachdenken anzuregen, denen es wichtig ist, Kreativität zu fördern, denen es wichtig ist, für die Praxis auszubilden.

Ein Hinweis an die Dozenten (also auch in eigener Sache): Manchmal hilft es, sich vorzustellen, dass Ihre Studies Sie nach der Veranstaltung dafür bezahlen. Wir Dozenten spüren dieses Bezahlungssystem übrigens auch ohne EUrocash. An der Art und Weise, wie die Studies nach der Veranstaltung klopfen (akademischer Applaus) ist ein sehr direktes Feedback. Machen Sie regen Gebrauch davon - oder auch nicht, liebe Studierende!

Wolfgang Sappert

ladewigm - 26. Jan, 22:31

Danke fürs Feedback

Lieber Herr Sappert,

danke für Ihre Antwort. Mich hat sehr beeindruckt, dass Sie so ausführlich und ehrlich auf einen Weblog-Eintrag Antwort gegeben haben.
Eine Ergänzung zum Thema „Bezahlungssystem für Dozenten“: Es würde ja schon ausreichen, wenn Studenten die Seminare der Dozenten am Ende eines Semesters beurteilen könnten.

Ich bin sicherlich nicht die Erste und Einzige, die das aktuelle Lehrerstudium grundsätzlich in Frage stellt. Ich wundere mich schon sehr über die, meiner Meinung nach, geringen Anforderungen an ein Lehrerstudium. Wenn ich sehe, was z.B. Studierende der Wirtschaftswissenschaften an Praktika vor allem aus dem Ausland vorzuweisen haben und die Lehramtsstudenten in Flensburg kaum über ihren Tellerrand schauen müssen. Die meisten Studenten kommen direkt aus der Schule, absolvieren das Studium dann noch nach den von Ihnen beschriebenen Auswahlkriterien und gehen dann wieder an die Schule – jetzt als Lehrkraft. Auf das, was sie dort erwartet, werden sie im Studium kaum vorbereitet. Jetzt müssen sie täglich unterrichten, selbst kreativ sein, Verantwortung übernehmen und mit „Problemfällen“ klar kommen. Hinzu kommt, wer an Hauptschulen unterrichtet, muss erst einmal lernen, sich in die Schüler und ihr soziales Umfeld hineinzuversetzen und zu verstehen. „Wozu benötige ich nun eigentlich mein Fachwissen, dass ich im Studium lernen musste?“ wird sich so manche junge Lehrkraft fragen. „Wozu brauche ich z.B. meine linguistischen Kenntnisse, wenn ich nun nicht weiß, was ich den Schülern wie beibringen soll?“ Ich finde, es ist eine enorme Verantwortung, die auf die Studenten in ihrem zukünftigen Beruf zukommt und ich glaube, dass den wenigsten diese Verantwortung bewusst ist. Kein Wunder also, dass so viele Lehrer in den Vorruhestand gehen oder im Laufe der Zeit ihrer Arbeit überdrüssig bzw. müde werden.

Ja, wir sollten uns nicht ab und zu etwas Luxus gönnen. Wieso nicht ein Auslandssemester in Finnland oder Schweden? Mal sehen, wie es in den bildungspolitischen Vorbildländern so läuft?

Beste Grüße

Martina Ladewig

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